Dienstag, 2. Dezember 2008

Zwei Nummern kleiner


Ein Mann betritt ein Schuhgeschäft und ein freundlicher Verkäufer kommt auf ihn zu. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein, mein Herr?“
„Ich hätte gerne ein paar schwarze Schuhe wie in der Auslage.“
„Ah, selbstverständlich, mein Herr. Sie brauchen sicherlich… Größe 41, nicht wahr?“
„Nein, ich hätte gern die 39 bitte.“
„Verzeihen Sie, aber ich bin schon 20 Jahre im Geschäft und Ihre Schuhgröße müsste die 41 sein, höchstens vielleicht 40, aber niemals 39.“
„Bitte ein 39“, Sagte der Herr unbeeindruckt.
„Eem, erlauben Sie, dass ich nachmesse?“
Der Verkäufer holt eines von diesen seltsamen Vorrichtungen hervor, die die Schuhverkäufer zum Fußmessen benutzen, und verkündet zufrieden:
„Sehen Sie, wie ich sagte, 41.“
„Sagen Sie mal, wer wird die Schuhe bezahlen, Sie oder ich?“
„Sie…“
„Gut, also bringen sie mir die 39?“
Der Verkäufer, halb resigniert und halb überrascht, geht nun ein Paar Schuhe der Größe 39 holen. Auf dem Weg scheint ihm die Sache klar zu werden: die Schuhe sind gar nicht für den Herrn, sicherlich sind sie ein Geschenk.
„Hier haben Sie sie, 39 in schwarz.“
„Bringen sie mir bitte einen Schuhlöffel?“
„Sie wollen sie anziehen??????“
„Ja natürlich… Bringen sie mir jetzt einen Schuhlöffel? Dieser ist unerlässlich, damit diese Füße in diese Schuhe passen.“
Nach einigen fruchtlosen Versuchen und lächerlichen Verrenkungen schaffte es der Kunde, seinen ganzen Fuß in den Schuh zu quetschen.
„Sehr gut, ich nehme sie.“
Dem Verkäufer tun seine eigenen Füße weh bei der bloßen Vorstellung dieser zusammengequetschten Füße in der Schuhgröße 39.
„Soll ich sie Ihnen einpacken?“
„Nein danke, ich behalte sie an. Auf Wiedersehen.“
Der Mann schafft es mit Mühe und Not die drei Häuserblöcke weiter, die das Schuhgeschäft von seiner Arbeit trennen. Er arbeitet als Angestellter in einer Bank. Um 16 Uhr nachmittags, nach über 6 Stunden in seinen neuen Schuhen, ist sein Gesicht vollkommen verzerrt und seine Augen gerötet. Dicke Tränen rollen über seine Wangen. Sein Kollege hatte ihn den ganzen Nachmittag beobachtet und ist ernsthalt um ihn besorgt.
„Was ist los? Geht’s dir schlecht?“
„Nein, es sind die Schuhe… sie drücken so sehr.“
„Uh… was ist passiert, sind sie nass geworden?“
„Nein, nein, sie sind zwei Nummern zu klein.“
„Wem sind sie?“
„Mir.“
„Ich verstehe nicht. Tun dir deine Füße nicht weh?“
„Meine Füße bringen mich um!!“
„Und?“
„Ich erklärs dir: ich führe kein sehr befriedigendes Leben. Ehrlich gesagt habe ich in letzter Zeit sehr wenige angenehme Momente.“
„Und?“
„Ich leide schrecklich mit diesen Schuhen, ja, aber in einigen Stunden, wenn ich nach Hause komme und sie ausziehen kann, kannst du dir dann die Freude vorstellen? Welche Freude, welche Freude…“

Das scheint doch vollkommen verrückt, oder? Ist es auch... aber so sind die Menschen, die sich tagsüber ein Leben aufzwingen, das ihnen nicht passt, um in freien Momenten umso erleichterter zu sein. Ich aber glaube, dass es nichts wirklich Wertvolles gibt, das sich mit Mühen erreichen lässt. Absolut… nichts…

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

die ist abgeschrieben