Montag, 8. Dezember 2008

Gesangwettbewerb



Die Arbeitswoche beginnt, und ich habe morgen Prüfungen... trotzdem hoffe ich, dass ihr einen Moment findet, um eine Geschichte zu lesen. Hier die heutige Geschichte des Adventskalenders:





Eines Tages kehrte ein Uhu, der bei den Menschen in Gefangenschaft gewesen war, in den Wald zurück. Dort erkärte er allen die Gepflogenheiten dieser so seltsamen Tiere. So erzählte er zum Beispiel, dass die Menschen in den Städten die Künstler nach Wettbewerben beurteilten. So erschieden sie, wer der beste in jeder Disziplin sei, in der Malerei, in der Zeichenkunst, in der Bildhauerei oder beim Gesang. Den Tieren gefiel diese Idee gut, und so wurde auf der Stelle ein Gesangswettbewerb organisiert, in dem sich schnell fast alle Anwesenden einschrieben. Unter Leitung des Uhus wurde entschieden, dass der Gewinner durch allgemeine und geheime Wahl aller Teilnehmer bestimmt werden würde, die so ihre eigenen Richter sein würden. So stiegen alle Tiere eins nach dem anderen aufs Podium und sangen, erhielten mehr oder weniger starken Applaus von Seiten des Publikums, und notierten danach ihre Stimme auf einem Stück Papier, das sie in eine große Urne warfen. Im Augenblick der Auszählung stieg der Uhu auf die improvisierte Bühne und, von zwei älteren Affen flankiert, öffnete er die Urne für die Auszählung. Einer der Affen holte die erste Stimme hervor, und der Uhu rief: „Die erste Stimme, meine Brüder, geht an unseren Freund… den Esel.“

Alle hielten still, bis einige zaghaft applaudierten. Zweite Stimme: „Der Esel.“ Dritte: „für den Esel.“ Allgemeine Verwirrung… die Wettbewerbsteilnehmer schauten einander an, zunächst überrascht, anschließend mit anklagendem Blick, und zuletzt immer beschämter und mit einem Schuldgefühl für ihr eigenes Verhalten. Alle wussten, dass es keinen schlimmeren Gesang gab das katastrophale I-Ah des Esels, trotzdem hatten ihn alle Stimmen zum besten Sänger gewählt. Und so kam es dazu, dass in der freien und geheimen Wahl unter Aufsicht von unparteiischen Geschworenen, das schiefe und schrille Geschrei des Esels den Gesangswettbewerb gewann.

Der Uhu erklärte später, was geschehen war:

Jeder Teilnehmer hielt sich selbst für den zweifellosen Gewinner und gab seine Stimme dem schlechtesten Mitschreiter, der angeblich keinerlei Bedrohung darstellte. Die Wahl war fast einstimmig. Nur zwei Stimmen gingen nicht an den Esel. Die des Esels selbst, der glaubte nichts zu verlieren zu haben, und aufrichtig für die Lerche gestimmt hatte, und die des Menschen, der, wie immer, für sich selbst gestimmt hat.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

nette Geschichte..., und a propos...liebe Gruesse an Deine Mutter, sie weiss bescheid :-)

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank für den Kommentar.
Gerne gebe ich Grüße weiter, wenn ich weiß, von wem!
:-)