Samstag, 6. Dezember 2008

Die taube Ehefrau




Dieser Blog hat immer mehr Leser! Vielleicht interessiert es euch, woher die Geschichten stammen. Ich habe sie (leider) nicht selbst geschrieben, sondern sie stammen von dem argentinischem Schriftsteller Jorge Bucay. Ich habe sie für euch übersetzt.

Hier die sechste Geschichte:

Ein Mann ruft den Hausarzt der Familie an.
„Ricardo, ich bins, Julian.“
„Hallo, wie geht’s?“
„Ich rufe dich an, weil ich mich sehr um meine Frau Maria sorge.“
„Was fehlt ihr?“
„Was ihr fehlt, ist dass sie taub wird.“
„Wie, sie wird taub?“
„Ja, es ist dringend.“
„Hör mal, die Taubheit ist normalerweise nicht akut. Bring sie am Montag vorbei, und ich werde sie untersuchen.“
„Glaubst du, dass wir bis zum Montag warten können?“
„Wie hast du gemerkt, dass sie nicht hört?“
„Ganz einfach: ich rufe sie, und sie antwortet nicht.“
„Folgendes: Wenn es dir hilft, werden wir gemeinsam den Taubheitsgrad deiner Frau feststellen. Wo bist du?“
„Ich bin im Schlafzimmer.“
„Und wo ist sie?“
„In der Küche.“
„Gut. Ich weiß, wie dein Haus aussieht. Rufe sie jetzt von hier aus.“
„Maria… Nein, sie hört mich nicht!“
„Gut, jetzt geh zur Schlafzimmertür und rufe noch einmal.“
„Maria… nein, nein, es ist hoffnungslos, ich bin sehr besorgt!“
„Warte, bloß nicht verzweifeln. Gehe jetzt den Flur hinunter und rufe sie, bis sie dich hört.“
„Maria… Maria… Maria… es ist unmöglich, Ricardo, ich bin schon vor der Küchentür, ich sehe sie von hinten, wie sie das Geschirr spült, aber sie hört mich nicht.“
„Geh noch näher an sie ran.“
Der Mann tritt neben seine Frau, legt die Hand auf ihre Schulter und schreit in ihr Ohr „MARIA!“
Die Frau dreht sich fuchsteufelswild um und sagt: „Was willst du, was willst du, WAS WILLST DU?? Du hast mich schon zehn Mal gerufen und zehnmal Mal habe ich dich gefragt, was du willst. Jeden Tag wirst du tauber, wir müssen endlich zum Arzt gehen!“

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