Mittwoch, 17. Dezember 2008

Chance ou malchance

Mit dem Übersetzen komme ich nicht nach, aber dafür hat mir mein Freund heute eine schöne Geschichte gesponsort.

Dans un village un homme très pauvre possédait un cheval d'une rare beauté. Il était si magnifique que tous les riches marchands et puissants seigneurs de passage se proposaient de lui acheter dès qu'ils l'apercevait. Mais le vieil homme refusait toujours. Cet animal est pour moi comme un ami, disait-il. Vendriez-vous un ami ?
Mais un beau matin, le vieillard découvrit que sonc cheval avait disparu. Les villageois, goguenards, lui dirent tous : On te l'avait bien dit ! tu n'avais que le vendre quand on te le proposais. Maintenant, on te l'a volé... quelle malchance À toutes ces lamentations et railleries le vieil homme apportait invariablement la même réponse : chance ou malchance, qui peut le dire ? Les moqueries reprenaient alors de plus belle.
Mais 15 jours plus tard, le cheval revint avec une horde de chevaux sauvages. S'étant échappé, il avait séduit quelque belle jument et rentrait maintenant avec le reste de la horde. Quelle chance ! dirent les villageois. Mais le vieillard ne montrait aucun enthousiasme débordant, conservant son habituelle bonne humeur : chance ou malchance, qui peut le dire ?. Ses voisins ne pouvaient s'empêcher d'y voir ici une ingratitude devant la bonne forturne apportée par les dieux.
Le vieil homme et son fils voulurent dresser les chevaux pour les vendre ensuite aux riches du Royaume. Mais quelques semaines plus tard, le fils chuta d'un hongre et se brisa la jambe. Selon le guérisseur du village, il en gardera pour la vie une légère claudication. Ses amis le plaignirent alors de plus belle. Quelle malchance ! Sans ton fils, tu ne pourras dresser les chevaux pour les vendre ! Toi qui est si pauvre... À son habitude, le vieil homme répondit alors : chance ou malchance , qui peut le dire ?
Seulement trois jours après la blessure, les soldats du roi prirent position dans le village et enrôlèrent de force tous les jeunes. Ils partaient pour une campagne lointaine, au-delà des montagnes qui bouchent l'horizon, faire la guerre à un autre peuple. Tous durent suivre la troupe sauf le fils qui ne pouvait marcher avec sa jambe brisée. Pleurant de désespoir, tous les villageois prirent le vieil homme à parti : ton fils reste avec toi alors que les nôtres vont certainement mourir à la guerre. On peut dire que la chance te sourit à toi qui garde ton fils unique !
Vous savez ce que le vieillard a répondu. Chance ou malchance...

Montag, 15. Dezember 2008

Die stehengebliebene Uhr


Hallo liebe Leute. An diesem Wochenende gabs keine Geschichten, ich weiß... dafür wollte ich euch heute ein ganz besonders schöne anbieten. Sie war etwas komplizierter zu übersetzen, ich hoffe dass es sich trotzdem ok anhört...



In einer Ecke meines Zimmers hängt eine wunderschöne antike Uhr, die nicht mehr funktioniert. Ihre Zeiger, die stehen geblieben sind, fast so lange wie ich mich erinnern kann, zeigen unbeirrt immer die gleiche Uhrzeit an: Punkt sieben Uhr. Fast immer ist die Uhr nur unnütze Zier an einer leeren Wand. Und dennoch, an zwei Momenten des Tages, zwei flüchtigen Augenblicken, erhebt sich die Uhr sich aus der Asche wie ein Phönix. Wenn alle Uhren der Stadt in ihrem wahnwitzigen Gang sieben Uhr schlagen, scheint die alte Uhr in meinem Zimmer zum Leben erweckt. Zweimal am Tag, morgens und abends fühlt sich die Uhr in völliger Harmonie mit dem Rest des Universums. Wenn jemand, nur in diesen Momenten auf die Uhr schauen würde, würde er sie für vollkommen funktionstüchtig halten. Und dennoch, wenn dieser Augenblick vorbei ist, wenn die Zeiger der anderen Uhren ihren gleichförmigen Weg fortsetzen, bleibt meine alte Uhr still und treu jener Uhrzeit, die einmal ihren Gang angehalten hatte.

Und ich liebe diese Uhr. Und je mehr ich von ihr erzähle, desto mehr liebe ich sie. Denn ich spüre, dass ich ihr immer ähnlicher werde.

Auch ich bin in einer Zeit stehengeblieben. Auch ich fühle mich festgenagelt und unbeweglich. Auch ich bin irgendwie eine unnütze Zier an einer leeren Wand. Trotzdem komme auch ich in den Genuss von flüchtigen Augenblicken, in denen geheimnisvollerweise mein Moment gekommen ist. Dann fühle ich mich lebendig, alles wird klar und die Welt scheint wunderbar. In diesen Augenblicken kann ich fliegen, träumen, und mehr Dinge fühlen und sagen als während der ganzen anderen Zeit. Diese harmonischen Konstellationen wiederholen sich immer wieder in einer unerbitterlichen Reihenfolge. Als ich ihn zum ersten Mal fühlte, versuchte ich, mich an diesen Moment zu klammern, damit ihr für immer dauerte. Aber so kam es nicht. Wie bei meinem alten Freund, der Uhr, entgeht auch mir die Zeit der anderen. Ist dieser Moment vorbei, setzen die anderen Uhren ihre Drehungen fort, und ich kehre zu meinem gewöhnlichen Zustand der Starre zurück. Zu meiner Arbeit, zu der Plauderei im Café, zu dem langweiligen Gang den ich gewöhnlich „mein Leben“ nenne. Aber ich weiß, dass das Leben etwas anderes ist. Ich weiß, dass das echte Leben jene Momente sind, die, wenn auch flüchtig, uns erlauben, uns in Einklang mit dem Universum zu fühlen. Fast alle glauben, dass sie leben. Und jene, die auf die Unvergänglichkeit jener Momente des Einklangs bestehen, sind dazu verdammt, für immer in der grauen Eintönigkeit des Alltags zu leben.
Deswegen liebe ich dich, alte Uhr, weil wir dasselbe sind. Du und ich.

Freitag, 12. Dezember 2008

Der Dattelpflanzer



Eine schöne Geschichte für den heutigen Tag.





In einer zwischen weiter Wüstenlandschaft verborgenen Oasis, machte ein wohlhabender Händler und sein Nachbar Hakim halt, um ihre Kamele zu tränken. Dort sahen sie einen Alten, der schwitzend im Sand scharrte.
„Wie geht es dir Alter, Frieden sei mit dir.“
„Mit dir auch“, antwortete dieser, ohne von seiner Aufgabe aufzuschauen.
„Was tust du hier, in dieser Hitze und mit diesem Stock in der Hand?“
Ich sähe“, antwortete der Alte.
„Und was sähst du hier, Alter?“
„Datteln“, sagte er und zeigte auf die Palmenbäume ringsherum.
„Datteln?“, sagte der eben Angekommene, und schloss die Augen wie einer, der eine große Dummheit mitleidig anhört. „Die Hitze hat dir das Gehirn beschädigt, mein lieber Freund. Lass das liegen und komm mit einen Likör und ein Glas Wasser zu trinken.
„Nein, nein, ich muss die Saat fertigmachen. Danach können wir, wenn du möchtest, zusammen trinken.“
„Ah, mein Freund“, sagte Hakim, „wie alt bist du?“
„Ich weiß nicht, siebzig, achtzig…. Ich habe es vergessen. Aber warum fragst du?“
„Schau, mein Freund, Dattelpalmen wachsen über fünfzig Jahre. Und erst als ausgewachsene Bäume können sie Früchte tragen. Ich wünsche dir nichts Schlechtes, mögst du 101 Jahre alt werden, aber es ist unmöglich, dass du die Früchte dessen erntest, was du sähst. Lass das sein, und komm mit.“
„Schau mal, Hakim, ich aß die Datteln eines anderen; einer, der auch nicht damit rechnete, die Früchte zu ernten von dem, was er sähte. Ich sähe heute, damit morgen jemand die Datteln essen kann, die ich heute pflanze. Und wenn es auch nur in Ehren jenes Unbekannten ist, lohnt es sich, die Saat zu Ende zu führen.“
„Du hast mich eine große Lektion gelehrt. Erlaube mir, sie dir mit einem Sack Goldstücken zu vergelten.“ Und Hakim legte einen Lederbeutel mit einigen Münzen in die Hand des Alten.“
„Ich danke dir diesen Lohn, mein Freund. Siehst du, manchmal passiert im Leben dies: du sagtest mir voraus, dass ich nicht ernten würde können, was ich sähte. Und trotzdem habe ich schon einen Münzbeutel und die Dankbarkeit eines Freundes geerntet.“
„Deine Weisheit versetzt mich in Erstaunen. Dies ist schon die zweite Lektion, die du mir heute schenkst. Die vielleicht noch wichtiger als die erste ist. Erlaube mir, dass ich sie dir vergelte.“
„Und manchmal passiert das“, kommentierte der Alte. „Ich glaubte, nicht ernten zu können, und habe schon zweimal geerntet.“
„Rede nicht weiter, Alter“, meinte Hakim, „wenn du mich weitere Lektionen lehrst, so befürchte ich, dass mein ganzer Reichtum nicht ausreicht, um es dir zu vergelten.“

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Mit den Augen der Liebe

Der Adventskalender geht weiter, heute mit dieser Geschichte:


Der König war in Sabrina verliebt, ein Mädchen aus bescheidenem Hause das er zu seiner letzten Frau gemacht hatte. Eines Tages, als der König bei der Jagd war, kam ein Bote um ihm mitzuteilen, dass Sabrinas Mutter krank sei. Obwohl es strengstens verboten war, sich des privaten Fuhrwerks des Königs zu bedienen, ein Vergehen, das mit dem Tod bestraft wurde, hatte sich Sabrina in die Königskutsche gesetzt, um zu ihrer Mutter zu eilen. „Ist das nicht wunderbar“, meinte der König, „das ist echte Liebe. Ihr machte es nichts aus, ihr Leben zu riskieren, um ihrer Mutter beizustehen. Sie ist wunderbar…“
An einem anderen Tag, als Sabrina im Garten saß und Früchte aß, kam der König zu ihr. Die Prinzessin begrüßte ihn und biss in den letzten Pfirsisch, die ihm Korb geblieben war. „Sie scheinen lecker zu sein“, meinte der König. „Sie sind es“, antwortete Sabrina, und gab ihm die Frucht. „Wie sehr sie mich doch liebt“, erzählte später der König, „sie verzichtete auf ihren Genuss, um mir den letzten Pfirsisch des Korbes zu geben. Sie ist wunderbar…“

Einige Jahre vergingen, und aus welchen Gründen auch immer verschwanden die Liebe und die Leidenschaft aus dem Herzen des Königs. Eines Tages, als er mit seinem besten Freund zusammensaß, sagte der König: „Sie verhielt sich nie wie eine Königin! Einmal trotzte sie meinem Verbot, meine Kutsche zu benutzen. Ich erinnere mich sogar, dass sie mir einmal eine angebissene Frucht zu essen gab.“

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Der schwangere Schmuck


Gestern gab es leider keine Geschichte, weil ich zu sehr mit meinen Prüfungen beschäftigt war. Dafür gibt es heute wieder eine Geschichte zum sich Amüsieren und Nachdenken. Wenn euch der Blog gefällt, sagt es weiter! Hier die Geschichte.


Einmal bat ein Mann seinen Nachbarn, ihm ein Schmuckstück zu leihen. Der Nachbar war nicht von sehr großzügiger Natur, aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich dazu verpflichtet. Vier Tage später hatte man ihm das Stück immer noch nicht zurückgegeben, und mit dem Vorwand, es zu brauchen, ging er zu seinem Nachbarn, damit der ihm seine Leihgabe zurückgab.
„Ich wäre beinahe zu Ihnen gegangen, weil die Entbindung so kompliziert war.“
„Welche Entbindung?“
„Die des Schmuckstücks. ... Ah, wussten Sie es denn nicht, Ihr Schmuckstück war schwanger.“
Schwanger??“
„Ja, ja, und in dieser Nacht hat es Nachwuchs bekommen. Sie brauchte Bettruhe. Aber jetzt fühlt es sich erholt.“
Bettruhe?“
„Ja, ja… einen Moment bitte.“ Er ging in sein Haus zurück und kam mit einem Krug und einer Pfanne zurück.
„Aber das ist nicht mir, nur der Schmuck.“
„Nein, nein, das ist alles Ihnen. Es sind die Töchter. Wenn das Schmuckstück Ihnen gehört, also auch die Kinder.“
Der Mann hielt seinen Nachbarn für völlig verrückt. Aber besser, ihm nach dem Mund zu reden. „Na dann, danke.“
„Nichts zu danken! Auf Wiedersehen.“

Der Mann ging mit dem Krug und der Pfanne nach Hause zurück. Am selben Abend klopfte der Nachbar wieder an seiner Tür. „Entschuldigen Sie, Herr Nachbar, könnten Sie mir eine Zange und einen Hammer leihen?“ Der Mann fühlte sich jetzt verpflichteter als früher. „Ja, natürlich, aber ich brauche sie auch.“
„Natürlich, natürlich“, antwortete der Nachbar. Und bekam die Zange und den Hammer. Es verging fast eine Woche, und als der Nachbar schon fast mit dem Gedanken spielte, das Verliehne zurückzufordern, klopfte der Mann an seiner Tür. „Ah, Herr Nachbar, wussten Sie denn nicht…“
„Was denn?“
„Dass die Zange und der Hammer… ein Paar sind.“
Was Sie nicht sagen!“ erwiderte der Nachbar ironisch. „Ich wusste das nicht.“
„Ich auch nicht. Aus Unachtsamkeit ließ ich sie einen Moment allein und… die Zange wurde schwanger.“
„Die Zange.“
„Jaja, die Zange…“
„Und jetzt ist sie schwanger…“
„Nein, nein, nicht mehr, die Kinder sind schon auf die Welt gekommen. Hier bringe ich sie Ihnen.“ Und er öffnete eine Schachtel und gab dem Nachbarn einige Nägel, Schrauben und Schraubenmütter, die, wie er sagte, die Kinder der Zange waren.
Der Typ ist doch vollkommen durchgedreht, dachte der Nachbar, aber Nägel und Schrauben kann man immer gut gebrauchen. Es vergingen zwei Tage. Der Nachbar erschien wieder vor seiner Tür.
„Als ich letztens bei Ihnen war, um Ihnen die Schrauben zu bringen, sah ich, dass Sie auf Ihrem Tisch einen wunderschönen Goldkrug stehen haben. Wären Sie so nett, ihn mir für einen Abend zu leihen?“
Der Besitzer des Goldkrugs spürte, wie es ihm in den Ohren klang. „Aber selbstverständlich“, sagte er mit falscher Großzügigkeit. „Vielen Dank, Herr Nachbar. Wir sehen uns!“ – „Auf Wiedersehen.“
Es verging dieser Abend, und auch der darauffolgende, aber er traute sich nicht, den Goldkrug zurückzufordern. Nach einer Woche konnte er seine Angst aber nicht unterdrücken und ging zu seinem Nachbarn, um von ihm schüchtern den Goldkrug zurückzufordern.
„Den Krug?“ sagte der Nachbar. „Ah, haben Sie es nicht mitbekommen?“„Was denn?“ fragte der Nachbar mit falschem Erstaunen.
„Das der Goldkrug schwanger war.“
„Ah ja?“
„Ja. Und das Schlimmste…“
Das Schlimmste?“
„Ja, ja, das Schlimmste. Er starb bei der Entbindung.“
„Wie das denn, er starb bei der Entbindung??“
„Ja, er starb bei der Entbindung.“
„Sagen Sie mal, Sie glauben wohl, ich sei dumm. Wie kann ein Goldkrug schwanger werden und bei der Entbindung sterben?“

„Herr Nachbar, Sie haben das gleiche für Ihr Schmuckstück, und für Ihr Werkzeug akzeptiert. Warum akzeptieren Sie jetzt nicht, dass Ihr Goldkrug bei der Entbinung gestorben ist?“

Montag, 8. Dezember 2008

Gesangwettbewerb



Die Arbeitswoche beginnt, und ich habe morgen Prüfungen... trotzdem hoffe ich, dass ihr einen Moment findet, um eine Geschichte zu lesen. Hier die heutige Geschichte des Adventskalenders:





Eines Tages kehrte ein Uhu, der bei den Menschen in Gefangenschaft gewesen war, in den Wald zurück. Dort erkärte er allen die Gepflogenheiten dieser so seltsamen Tiere. So erzählte er zum Beispiel, dass die Menschen in den Städten die Künstler nach Wettbewerben beurteilten. So erschieden sie, wer der beste in jeder Disziplin sei, in der Malerei, in der Zeichenkunst, in der Bildhauerei oder beim Gesang. Den Tieren gefiel diese Idee gut, und so wurde auf der Stelle ein Gesangswettbewerb organisiert, in dem sich schnell fast alle Anwesenden einschrieben. Unter Leitung des Uhus wurde entschieden, dass der Gewinner durch allgemeine und geheime Wahl aller Teilnehmer bestimmt werden würde, die so ihre eigenen Richter sein würden. So stiegen alle Tiere eins nach dem anderen aufs Podium und sangen, erhielten mehr oder weniger starken Applaus von Seiten des Publikums, und notierten danach ihre Stimme auf einem Stück Papier, das sie in eine große Urne warfen. Im Augenblick der Auszählung stieg der Uhu auf die improvisierte Bühne und, von zwei älteren Affen flankiert, öffnete er die Urne für die Auszählung. Einer der Affen holte die erste Stimme hervor, und der Uhu rief: „Die erste Stimme, meine Brüder, geht an unseren Freund… den Esel.“

Alle hielten still, bis einige zaghaft applaudierten. Zweite Stimme: „Der Esel.“ Dritte: „für den Esel.“ Allgemeine Verwirrung… die Wettbewerbsteilnehmer schauten einander an, zunächst überrascht, anschließend mit anklagendem Blick, und zuletzt immer beschämter und mit einem Schuldgefühl für ihr eigenes Verhalten. Alle wussten, dass es keinen schlimmeren Gesang gab das katastrophale I-Ah des Esels, trotzdem hatten ihn alle Stimmen zum besten Sänger gewählt. Und so kam es dazu, dass in der freien und geheimen Wahl unter Aufsicht von unparteiischen Geschworenen, das schiefe und schrille Geschrei des Esels den Gesangswettbewerb gewann.

Der Uhu erklärte später, was geschehen war:

Jeder Teilnehmer hielt sich selbst für den zweifellosen Gewinner und gab seine Stimme dem schlechtesten Mitschreiter, der angeblich keinerlei Bedrohung darstellte. Die Wahl war fast einstimmig. Nur zwei Stimmen gingen nicht an den Esel. Die des Esels selbst, der glaubte nichts zu verlieren zu haben, und aufrichtig für die Lerche gestimmt hatte, und die des Menschen, der, wie immer, für sich selbst gestimmt hat.

Sonntag, 7. Dezember 2008

Die Überquerung des Flusses

Schon Tag sieben! Hier die Geschichte für heute:


Es lebten einmal zwei Zenmönche, die auf der Rückreise zu ihrem Tempel einen Wald durchquerten. Als sie zum Fluss kamen, sahen sie dort eine Frau, die weinend am Flussufer saß. Sie war jung und hübsch. „Was ist mit dir los?“ fragt der ältere Mönch.
„Meine Mutter liegt im Sterben“, sagt die junge Frau. „Sie ist alleine zu Hause auf der anderen Seite des Flusses, und ich kann ihn nicht überqueren. Ich habe es versucht, aber die Strömung reißt mich weg, und ohne Hilfe kann ich den Fluss nicht überqueren. Ich dachte schon, dass ich meine Mutter nicht mehr lebend wiedersehen würde, aber jetzt wo ihr da seid, zusammen könntet ihr mir bei der Überquerung helfen…
„Wenn wir nur könnten!“ bedauerte der jüngere Mönch. Aber die einzige Art dir zu helfen wäre, dich über den Fluss zu tragen, und unser Keuschheitsschwur verbietet uns jeglichen Kontakt mit dem anderen Geschlecht. Es ist uns verboten. Es tut mir Leid.“
„Mir tut es auch Leid“, sagte die Frau und begann zu weinen.

Der ältere Mann blickte ihr in die Augen und sagte einfach: „Steig auf.“
So trug der alte Mönch die Frau auf seinen Schultern über den Fluss gefolgt vom jungen Mönch. Auf der anderen Seite näherte sich die Frau dem alten Mann, um ihm die Hände zu küssen. „Es ist in Ordnung. Es ist in Ordnung“, sagte er und zog seine Hand zurück. Die Frau verneigte sich dankbar und demütig, nahm ihre Kleider und lief den Weg zum Dorf hinunter. Die Mönche, ohne ein Wort zu wechseln, setzten ihren Weg in Richtung des Tempels fort. Es lagen noch zehn Stunden Fußweg vor ihnen. Kurz vor dem Ziel sagte der junge Mönch zum alten: „Du kennst besser als ich unseren Keuschheitsschwur. Dennoch hast du diese Frau über den ganzen Fluss getragen. Erklär mir dies.“
„So ist es“, sagte der alte Mönch, „ich trug sie über den Fluss. Aber was ist mit dir los, dass du sie immer noch auf deinen Schultern trägst?“

Samstag, 6. Dezember 2008

Die taube Ehefrau




Dieser Blog hat immer mehr Leser! Vielleicht interessiert es euch, woher die Geschichten stammen. Ich habe sie (leider) nicht selbst geschrieben, sondern sie stammen von dem argentinischem Schriftsteller Jorge Bucay. Ich habe sie für euch übersetzt.

Hier die sechste Geschichte:

Ein Mann ruft den Hausarzt der Familie an.
„Ricardo, ich bins, Julian.“
„Hallo, wie geht’s?“
„Ich rufe dich an, weil ich mich sehr um meine Frau Maria sorge.“
„Was fehlt ihr?“
„Was ihr fehlt, ist dass sie taub wird.“
„Wie, sie wird taub?“
„Ja, es ist dringend.“
„Hör mal, die Taubheit ist normalerweise nicht akut. Bring sie am Montag vorbei, und ich werde sie untersuchen.“
„Glaubst du, dass wir bis zum Montag warten können?“
„Wie hast du gemerkt, dass sie nicht hört?“
„Ganz einfach: ich rufe sie, und sie antwortet nicht.“
„Folgendes: Wenn es dir hilft, werden wir gemeinsam den Taubheitsgrad deiner Frau feststellen. Wo bist du?“
„Ich bin im Schlafzimmer.“
„Und wo ist sie?“
„In der Küche.“
„Gut. Ich weiß, wie dein Haus aussieht. Rufe sie jetzt von hier aus.“
„Maria… Nein, sie hört mich nicht!“
„Gut, jetzt geh zur Schlafzimmertür und rufe noch einmal.“
„Maria… nein, nein, es ist hoffnungslos, ich bin sehr besorgt!“
„Warte, bloß nicht verzweifeln. Gehe jetzt den Flur hinunter und rufe sie, bis sie dich hört.“
„Maria… Maria… Maria… es ist unmöglich, Ricardo, ich bin schon vor der Küchentür, ich sehe sie von hinten, wie sie das Geschirr spült, aber sie hört mich nicht.“
„Geh noch näher an sie ran.“
Der Mann tritt neben seine Frau, legt die Hand auf ihre Schulter und schreit in ihr Ohr „MARIA!“
Die Frau dreht sich fuchsteufelswild um und sagt: „Was willst du, was willst du, WAS WILLST DU?? Du hast mich schon zehn Mal gerufen und zehnmal Mal habe ich dich gefragt, was du willst. Jeden Tag wirst du tauber, wir müssen endlich zum Arzt gehen!“

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Der vergrabene Schatz

Geschichte Nummer fünf des Adventskalenders:
Es lebte einmal in der Stadt Krakau ein frommer und eigenbrötlischer alter Mann mit dem Namen Itzi. Mehrere Nächte hindurch träumte er, wie er nach Prag reiste, und auf einer Brücke über einem Fluss stand. Er träumte, dass unter der Brücke ein dicht belaubter Baum wuchs. Er träumte, wie er neben dem Baum einen Grube grub, und dass er in dieser Grube einen Schatz fand, der ihm Seligkeit und Ruhe für den Rest seines Lebens bescherte.

Zu Beginn beachtete er ihn kaum, aber als der Traum sich mehrere Wochen hindurch wiederholte, interpretierte er ihn als eine Nachricht, eine göttliche Nachricht, und er entschied, dass er diese Nachricht nicht missachten dürfte. Seiner Inutition treu belud er seinen Packesel für eine lange Reise und begab sich auf den Weg Richtung Prag. Nach 10 Tagen erreichte er die Stadt. Sofort begab er sich auf die Suche nach dem Fluss und der Brücke. Es gab weder viele Flüsse noch viele Brücken, daher fand er den Ort sofort. Alles war wie in seinem Traum; der Fluss, die Brücke, der Baum; hier war der Ort zum Graben. Aber er sah ein kleines Detail, das in seinem Traum nicht vorgekommen ist: die Brücke wurde Tag und Nacht von einem Wächter der königlichen Garde bewacht. Itzi traute sich nicht, in Anwesenheit des Soldaten mit dem Graben anzufangen, deswegen kampierte er neben der Brücke und wartete. Er wartete und wartete, und wartete, bis in der dritten Nacht der Soldat den Mann etwas verdächtig fand und sich ihm näherte, um ihn zu befragen. Der alte Mann hatte keinen Grund, ihn zu belügen, und so erzählte er dem Wärter, dass er aus einer sehr weit entfernten Stadt käme, weil er geträumt hatte, dass in Prag, unter einer Brücke wie dieser neben einem Baum wie diesem, ein Schatz vergraben lag. Der Wächter brach in schallendes Gelächter aus.
„So weit bist du für eine Dummheit gereist. Ich selbst träume seit über fünf Jahren jede Nacht, dass in der Stadt Krakau, unter dem Küchenboden eines alten Irren mit dem Namen Itzi, ein Schatz vergraben liegt. Sollte ich jetzt nach Krakau reisen, um den Schatz zu suchen?? Wie lächerlich das wäre!“
Itzi hatte begriffen, bedankte sich höflich beim Wärter und fuhr nach Hause zurück. Dann grub er eine Grube in seiner Küche und fand den Schatz, der dort schon immer vergraben lag.

Der wahre Wert des Rings

Mit etwas Verspätung heute die vierte Geschichte des Adventskalenders.

Ich komme heute zu Ihnen, Meister, weil ich mich so gering fühle, dass ich auf nichts Lust habe. Man sagt mir, dass ich zu nichts zu gebrauchen bin, wie kann ich mich bessern, was kann ich tun, damit man mich mehr schätzt?
Der Meister, ohne ihn anzuschauen, sagte: „Es tut mir sehr leid, mein Junge, ich kann dir dieses Mal nicht helfen. Ich muss erst mein eigenes Problem lösen. Vielleicht danach…“ Und nach einer Pause fügte er hinzu: „Wenn du mir helfen könntest, könnte ich dieses Problem schneller lösen, und mich vielleicht danach um dich kümmern.“
„Ahm, sehr erfreut“, stotterte der Junge, und fühlte sich aufgewertet und vergaß sein Bedürfnis.
„Gut“, sagte der Meister. Er nahm einen Ring ab, den er an der linken Hand trug, gab ihn dem Jungen und fügte hinzu: „Nimm das Pferd vor dem Tor und reite zum Markt. Ich muss diesen Ring verkaufen, um Schulden abzugleichen. Es ist notwendig, dass du die höchstmögliche Summe erhälst. Gib dich mit nichts weniger als einem Goldstück zufrieden.“

Am Markt bot der Junge den Ring den Marktverkäufern an, die das Stück auch mit einigem Interesse musterten. Bis der Junge sagte, was er dafür verlangte. Einige lachten, andere drehten ihm den Rücken zu, und nur ein Alter war so zuvorkommend um ihm zu erklären, dass ein Goldstück einfach zu viel war für einen Ring. Hilfsbereit boten ihm einige Händler Silberstücke und einen Tonkrug an, aber der Junge hatte Anweisungen, nichts weniger als ein Goldstück zu akzeptieren. Von seiner Niederlage niedergeschlagen, fuhr er zum Meister zurück.
„Es tut mir leid, deine Bitte ist unmöglich zu erfüllen, vielleicht hätte ich zwei drei Silberstücke bekommen können. Aber ich glaube nicht, irgendjemanden über den wahren Wert des Ringes hinwegtäuschen zu können.“

„Was du da sagtest, ist sehr wichtig, mein junger Freund“, sagte der Meister lächelnd. „Wir müssten zuerst den wahren Wert des Ringes kennen. Tu uns einen Gefallen, reite zum Juwelier, sag ihm, dass du den Ring verkaufen willst, aber ganz gleich was er dafür bietet, verkauf ihn nicht, komm mit dem Ring zurück.“
Der Juwelier untersuchte den Ring im Licht der Öllampe, betrachtete ihn unter der Lupe, wog ihn und sagte schließlich: „Sag dem Meister, dass, wenn er ihn jetzt verkaufen will, ich ihm nicht mehr als 58 Goldstücke geben kann.“ „58 Goldstücke???“ erstaunte sich der Junge. „Ja, ich weiß, dass man mit etwas Zeit über 70 bekommen könnte, aber, wenn es dringend ist…“
Aufgeregt ritt der Junge zum Meister zurück, um ihm die Neuigkeit zu überbringen.
„Setzt dich“, sagte der Meister nach seinem Bericht. „Du bist wie dieser Ring. Auch du bist ein Juwel, wertvoll und einzigartig, und als solche kann dich nur ein echter Experte schätzen.
Warum gehst du mit der Behauptung durchs Leben, jeder könnte deinen echten Wert entdecken?“

Dienstag, 2. Dezember 2008

Der Pförtner des Bordells


Hier schon die dritte Geschichte des Adventskalenders. Ich hoffe sie gefällt euch auch.


Kein Beruf war in diesem Dorf so schlecht angesehen und so schlecht bezahlt wie der des Pförtners des Bordells. Aber… was könnte dieser Mann anderes tun. Tatsächlich hatte er nie weder schreiben noch lesen gelernt. In Wirklichkeit arbeitete er in diesem Beruf, weil sein Vater schon Pförtner in diesem Bordell war, und vor jenem, schon der Vater seines Vaters.

Eines Tages starb der alte Eigentümer, und ein rastloser und unternehmerischer junger Mann wurde für das Bordell zuständig. Der junge Mann wollte das Geschäft erneuern, besserte die Zimmer auf und wandte sich danach dem Personal zu, um ihm neue Instruktionen zu geben. Dem Pförtner sagte er: „Ab dem heutigen Tag müssen Sie, neben der alltäglichen Pförterarbeit, einen wöchentlichen Bericht abliefern, in dem Sie die Anzahl der Pärchen notieren, die jeden Tag kommen. Eins von fünf fragen Sie, wie sie empfangen wurden, und was sie verbessern würden.“
Der Mann zitterte. Nie hatte ihm der Wille zu arbeiten gefehlt, aber…
„Ich würde Ihrem Wunsch gerne entgegenkommen, mein Herr, aber ich… kann weder lesen noch schreiben.“ – „Ah, wie es mir Leid tut… wie Sie verstehen, kann ich weder jemand anderes für diese Aufgabe einstellen, noch kann ich darauf warten, bis Sie lesen und schreiben lernen. Von daher…“ - „Aber mein Herr, Sie können mich nicht entlassen. Ich habe hier mein ganzes Leben gearbeitet, so wie mein Vater und mein Großvater.“ „Ich verstehe, aber ich kann nichts für Sie tun. Selbstverständlich werde ich Ihnen eine Entschädigung geben. Es tut mir Leid. Viel Glück.“
Für den Mann ging eine Welt zugrunde. Niemals hätte er gedacht, dass er sich in dieser Lage wiederfinden würde. Er ging nach Hause. Was könnte er jetzt tun?

Und dann erinnerte er sich, dass im Bordell, manchmal, wenn ein Bett zerbrach oder ein Schrankbein beschädigt war, er den Defekt mit einem Hammer und Nägeln provisorisch repariert hatte. Das könnte eine Übergangsbeschäftigung für ihn werden, bis ihm jemand eine bessere Stelle anbot. Er suchte das Werkzeug, aber fand bei sich nur ein paar verrostete Nägel. Er würde einen neuen Werkzeugkasten kaufen müssen. Darauf verwendete er einen Teil des Geldes seiner Entschädigung. Aber in seinem Dorf gab es kein einziges Eisenwarengeschäft; er würde zwei Tage mit dem Maulesel zum nächstgelegenen Dorf reisen müssen. „Was macht das schon“, und er reiste zum Dorf und kam mit einem Werkzeugkasten zurück. Dort erwartete ihn sein Nachbar.
„Hallo. Ich frage mich, ob du mir nicht einen Hammer leihen könntest.“
„Hör mal, ich habe ihn eben gekauft, aber ich brauche ihn zum arbeiten.“
„Ich bringe ihn morgen früh zurück.“ – Und der Mann willigte ein.
Am nächsten Morgen klopfte der Nachbar an seiner Tür. „Schauen Sie mal, ich brauche den Hammer noch, warum verkaufen Sie ihn mir nicht?“
„Nein, ich brauche ihn zum Arbeiten, und das Eisenwarengeschäft ist zwei Tage entfernt.“
Der Nachbar schlug vor: „Machen wir ein Geschäft. Ich zahle Ihnen den Lohn für die vier Tage Reise und außerdem den Preis des Hammers und einen kleinen Bonus.“
Der Mann willigte ein.
Bei seiner Rückkehr wartete ein anderer Nachbar vor seinem Haus.
„Hallo. Sie verkauften einen Hammer an unseren Freund?“
„Ja.“
„Ich brauche einiges Werkzeug. Ich bin bereit, Ihnen die vier Tage Reise zu bezahlen und einen kleine Gewinnsumme für jedes Werkzeug. Wir haben nicht alle vier Tage für unsere Einkäufe Zeit…“
Die letzten Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf: „Wir haben nicht alle vier Tage für unsere Einkäufe Zeit…“ Wenn das stimmte, bräuchten vielleicht viele Leute Werkzeug. Auf der nächsten Reise riskierte er ein wenig des Geldes seiner Entschädigung und kaufte mehr Werkzeuge, als bei ihm bestellt worden waren.
Viele Dorfbewohner entschieden sich nun, bei dem Mann zu kaufen, statt selbst die Reise zu unternehmen. Bald stellte er fest, dass er mit einem Lagerort für sein Werkzeug mehr Geld verdienen könnte. Also mietete er einen kleinen Geschäftsraum. Fast ohne es zu merken, verwandelte sich sein Lagerraum in das erste Eisenwarengeschäft seines Dorfes.

Alle waren zufrieden. Alle kauften in seinem Geschäft. Er musste nicht mehr reisen. Das andere Eisenwarengeschäft schickte ihm seine Bestellungen; schließlich war er ein sehr treuer Kunde. Mit der Zeit kauften immer mehr Händler in der Umgebung in seinem Geschäft. Eines Tages fiel ihm ein, dass sein Freund, der Dreher, ihm die Hammerköpfe herstellen könnte. Und danach, warum nicht, einfache Zangen, und Klemmen, und Meißel… danach kamen die Nägel und die Schrauben. Um die Geschichte nicht noch länger zu machen, erzähle ich dir, dass jener Mann in zehn Jahren mit der Herstellung von Werkzeugen zu einem Multimillionär wurde, mit Ehrlichkeit und viel Arbeit.

Der ehemalige Pförtner wurde so zum mächtigsten Geschäftsmann der Gegend. So mächtig, dass er eines Tages zum Schulanfang seinem Dorf einen Schule stiftete. Neben Lesen und Schreiben wurden dort die nützlichsten und praktischten Berufe jener Zeit gelehrt. Der Bürgermeister veranstalteten eine große Einweihungsfeier und ein beachtliches Diner zur Ehre des Gründers. Beim Nachtisch übergab der Bürgermeister dem Mann die Schlüssel der Stadt, umarmte ihn und sagte: „Mit großem Stolz und großer Dankbarkeit bitten wir Sie, Ihre Unterschrift auf das Gründungsdokument der neuen Schule zu setzen.“
„Die Ehre wäre ganz meinerseits“, sagte der Mann, „aber ich kann weder lesen noch schreiben, ich bin Analfabet.“
„Sie!“ sagte der Bürgermeister, und konnte es sicher immer noch nicht glauben.„Sie können weder lesen noch schreiben! Sie, der ein Industrieimperium aufbaute, taten dies ohne Lesen noch schreiben zu können!! Ich bin sehr erstaunt. Ich frage mich, zu was Sie imstande gewesen wären, wenn Sie lesen und schreiben gekonnt hätten!“

„Diese Frage kann ich Ihnen beantworten“, erwiderte der Mann ruhig. „Wenn ich lesen und schreiben gekonnt hätte, wäre ich Pförtner des Bordells.“

Nicht alle Begebenheiten, die zunächst wie ein Unglück erscheinen, sind es wirklich, und vermeintliches Glück kann auf lange Sicht Schlechtes bringen.

Zwei Nummern kleiner


Ein Mann betritt ein Schuhgeschäft und ein freundlicher Verkäufer kommt auf ihn zu. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein, mein Herr?“
„Ich hätte gerne ein paar schwarze Schuhe wie in der Auslage.“
„Ah, selbstverständlich, mein Herr. Sie brauchen sicherlich… Größe 41, nicht wahr?“
„Nein, ich hätte gern die 39 bitte.“
„Verzeihen Sie, aber ich bin schon 20 Jahre im Geschäft und Ihre Schuhgröße müsste die 41 sein, höchstens vielleicht 40, aber niemals 39.“
„Bitte ein 39“, Sagte der Herr unbeeindruckt.
„Eem, erlauben Sie, dass ich nachmesse?“
Der Verkäufer holt eines von diesen seltsamen Vorrichtungen hervor, die die Schuhverkäufer zum Fußmessen benutzen, und verkündet zufrieden:
„Sehen Sie, wie ich sagte, 41.“
„Sagen Sie mal, wer wird die Schuhe bezahlen, Sie oder ich?“
„Sie…“
„Gut, also bringen sie mir die 39?“
Der Verkäufer, halb resigniert und halb überrascht, geht nun ein Paar Schuhe der Größe 39 holen. Auf dem Weg scheint ihm die Sache klar zu werden: die Schuhe sind gar nicht für den Herrn, sicherlich sind sie ein Geschenk.
„Hier haben Sie sie, 39 in schwarz.“
„Bringen sie mir bitte einen Schuhlöffel?“
„Sie wollen sie anziehen??????“
„Ja natürlich… Bringen sie mir jetzt einen Schuhlöffel? Dieser ist unerlässlich, damit diese Füße in diese Schuhe passen.“
Nach einigen fruchtlosen Versuchen und lächerlichen Verrenkungen schaffte es der Kunde, seinen ganzen Fuß in den Schuh zu quetschen.
„Sehr gut, ich nehme sie.“
Dem Verkäufer tun seine eigenen Füße weh bei der bloßen Vorstellung dieser zusammengequetschten Füße in der Schuhgröße 39.
„Soll ich sie Ihnen einpacken?“
„Nein danke, ich behalte sie an. Auf Wiedersehen.“
Der Mann schafft es mit Mühe und Not die drei Häuserblöcke weiter, die das Schuhgeschäft von seiner Arbeit trennen. Er arbeitet als Angestellter in einer Bank. Um 16 Uhr nachmittags, nach über 6 Stunden in seinen neuen Schuhen, ist sein Gesicht vollkommen verzerrt und seine Augen gerötet. Dicke Tränen rollen über seine Wangen. Sein Kollege hatte ihn den ganzen Nachmittag beobachtet und ist ernsthalt um ihn besorgt.
„Was ist los? Geht’s dir schlecht?“
„Nein, es sind die Schuhe… sie drücken so sehr.“
„Uh… was ist passiert, sind sie nass geworden?“
„Nein, nein, sie sind zwei Nummern zu klein.“
„Wem sind sie?“
„Mir.“
„Ich verstehe nicht. Tun dir deine Füße nicht weh?“
„Meine Füße bringen mich um!!“
„Und?“
„Ich erklärs dir: ich führe kein sehr befriedigendes Leben. Ehrlich gesagt habe ich in letzter Zeit sehr wenige angenehme Momente.“
„Und?“
„Ich leide schrecklich mit diesen Schuhen, ja, aber in einigen Stunden, wenn ich nach Hause komme und sie ausziehen kann, kannst du dir dann die Freude vorstellen? Welche Freude, welche Freude…“

Das scheint doch vollkommen verrückt, oder? Ist es auch... aber so sind die Menschen, die sich tagsüber ein Leben aufzwingen, das ihnen nicht passt, um in freien Momenten umso erleichterter zu sein. Ich aber glaube, dass es nichts wirklich Wertvolles gibt, das sich mit Mühen erreichen lässt. Absolut… nichts…

Montag, 1. Dezember 2008

Der angebundene Elefant


Als ich klein war, mochte ich den Zirkus sehr. Und was mir am Zirkus am meisten gefiel, waren die Tiere. Am meisten fiel mir der Elefant auf, der von allen Kindern am meisten gemocht wurde. Während der Vorstellung fiel das Tier durch sein ungeheuerliches Gewicht, seine Größe und seine Kraft auf, aber nach dem Auftritt, und kurz bevor er hinter die Bühne ging, wurde der Elefant immer an einen kleinen Holzpflock gebunden. Der Holzpflock war nur ein kleines Stück Holz, das wenige Zentimeter in den Boden reichte, und obwohl die Kette massiv und schwer war, schien es mir eindeutig, dass ein Tier, das mit seiner Kraft ganze Bäume ausriss, sich ohne Schwierigkeiten vom Holzpflock befreien und fliehen könnte! Was hält ihn fest? Warum flieht er nicht?

Mit fünf, sechs Jahren vertraute ich noch der Weisheit der Erwachsenen. Und also fragte ich meinen Lehrer, Onkel und Vater. Einige erklärten mir, dass der Elefant nicht floh, weil er dressiert sei. Meine folgende Frage lag auf der Hand: und wenn er dressiert ist, warum binden sie ihn fest? Ehrlich gesagt erinnere ich mich an keine sinnvolle Antwort. Doch heute glaube ich, sie zu kennen:

Der Elefant flieht nicht, weil er seit er sehr klein ist an solche Holzpflöcke gebunden wurde. Ich schloss die Augen und stellte mir das wehrlose neugeborene Elefantchen vor, das am Holzpflock angebunden liegt. Ich bin sicher, dass zu dieser Zeit das Elefanchen schob, zog und herumsprang, um sich vom Pflock zu befreien. Trotz seiner Mühen konnte es sich nicht befreien, weil jener Holzpflock wirklich zu fest für es war. Ich stellte mir vor, wie das Elefantchen ermüdet einschlief und am nächsten Tag es nochmal versuchte, und am nächsten Tag wieder, und am darauffolgenden wieder. Bis eines Tages, einem schwarzen Tag für seine Zukunft, das Tier seine Machtlosigkeit akzeptierte und sich mit seinem Schicksal abfand. Dieser enorme Elefant flieht nicht, weil er glaubt, dass er es nicht kann. In sein Gedächtnis hat sich jener Moment eingeprägt, und die Machtlosigkeit, die er als Neugeborener fühlte. Und niemals mehr versuchte er, seine Kraft erneut zu testen.

Wir denken, dass wir viele Sachen nicht können, einfach deswegen weil einmal, vor langer Zeit, als wir klein waren, wir es versucht und nicht geschafft haben. „Ich kann nicht, ich kann nicht, und werde es nie können.“

Freitag, 28. November 2008

24 Geschichten - der Adventskalender für euch

Mit diesem Blog habe ich euch einen Adventskalender gemacht! Hier könnt ihr an den vierundzwanzig Tagen bis Weihnachten jeden Tag eine Geschichte lesen. Sie handeln bildlich davon, wie man seine Stärken erkennen kann oder wie man besser mit den anderen auskommt.

Ich hoffe, dass ihr öfters vorbeischaut und dass euch die Inspiration der Geschichten wie mich durch den Wintermonat tragen.