Mittwoch, 17. Dezember 2008

Chance ou malchance

Mit dem Übersetzen komme ich nicht nach, aber dafür hat mir mein Freund heute eine schöne Geschichte gesponsort.

Dans un village un homme très pauvre possédait un cheval d'une rare beauté. Il était si magnifique que tous les riches marchands et puissants seigneurs de passage se proposaient de lui acheter dès qu'ils l'apercevait. Mais le vieil homme refusait toujours. Cet animal est pour moi comme un ami, disait-il. Vendriez-vous un ami ?
Mais un beau matin, le vieillard découvrit que sonc cheval avait disparu. Les villageois, goguenards, lui dirent tous : On te l'avait bien dit ! tu n'avais que le vendre quand on te le proposais. Maintenant, on te l'a volé... quelle malchance À toutes ces lamentations et railleries le vieil homme apportait invariablement la même réponse : chance ou malchance, qui peut le dire ? Les moqueries reprenaient alors de plus belle.
Mais 15 jours plus tard, le cheval revint avec une horde de chevaux sauvages. S'étant échappé, il avait séduit quelque belle jument et rentrait maintenant avec le reste de la horde. Quelle chance ! dirent les villageois. Mais le vieillard ne montrait aucun enthousiasme débordant, conservant son habituelle bonne humeur : chance ou malchance, qui peut le dire ?. Ses voisins ne pouvaient s'empêcher d'y voir ici une ingratitude devant la bonne forturne apportée par les dieux.
Le vieil homme et son fils voulurent dresser les chevaux pour les vendre ensuite aux riches du Royaume. Mais quelques semaines plus tard, le fils chuta d'un hongre et se brisa la jambe. Selon le guérisseur du village, il en gardera pour la vie une légère claudication. Ses amis le plaignirent alors de plus belle. Quelle malchance ! Sans ton fils, tu ne pourras dresser les chevaux pour les vendre ! Toi qui est si pauvre... À son habitude, le vieil homme répondit alors : chance ou malchance , qui peut le dire ?
Seulement trois jours après la blessure, les soldats du roi prirent position dans le village et enrôlèrent de force tous les jeunes. Ils partaient pour une campagne lointaine, au-delà des montagnes qui bouchent l'horizon, faire la guerre à un autre peuple. Tous durent suivre la troupe sauf le fils qui ne pouvait marcher avec sa jambe brisée. Pleurant de désespoir, tous les villageois prirent le vieil homme à parti : ton fils reste avec toi alors que les nôtres vont certainement mourir à la guerre. On peut dire que la chance te sourit à toi qui garde ton fils unique !
Vous savez ce que le vieillard a répondu. Chance ou malchance...

Montag, 15. Dezember 2008

Die stehengebliebene Uhr


Hallo liebe Leute. An diesem Wochenende gabs keine Geschichten, ich weiß... dafür wollte ich euch heute ein ganz besonders schöne anbieten. Sie war etwas komplizierter zu übersetzen, ich hoffe dass es sich trotzdem ok anhört...



In einer Ecke meines Zimmers hängt eine wunderschöne antike Uhr, die nicht mehr funktioniert. Ihre Zeiger, die stehen geblieben sind, fast so lange wie ich mich erinnern kann, zeigen unbeirrt immer die gleiche Uhrzeit an: Punkt sieben Uhr. Fast immer ist die Uhr nur unnütze Zier an einer leeren Wand. Und dennoch, an zwei Momenten des Tages, zwei flüchtigen Augenblicken, erhebt sich die Uhr sich aus der Asche wie ein Phönix. Wenn alle Uhren der Stadt in ihrem wahnwitzigen Gang sieben Uhr schlagen, scheint die alte Uhr in meinem Zimmer zum Leben erweckt. Zweimal am Tag, morgens und abends fühlt sich die Uhr in völliger Harmonie mit dem Rest des Universums. Wenn jemand, nur in diesen Momenten auf die Uhr schauen würde, würde er sie für vollkommen funktionstüchtig halten. Und dennoch, wenn dieser Augenblick vorbei ist, wenn die Zeiger der anderen Uhren ihren gleichförmigen Weg fortsetzen, bleibt meine alte Uhr still und treu jener Uhrzeit, die einmal ihren Gang angehalten hatte.

Und ich liebe diese Uhr. Und je mehr ich von ihr erzähle, desto mehr liebe ich sie. Denn ich spüre, dass ich ihr immer ähnlicher werde.

Auch ich bin in einer Zeit stehengeblieben. Auch ich fühle mich festgenagelt und unbeweglich. Auch ich bin irgendwie eine unnütze Zier an einer leeren Wand. Trotzdem komme auch ich in den Genuss von flüchtigen Augenblicken, in denen geheimnisvollerweise mein Moment gekommen ist. Dann fühle ich mich lebendig, alles wird klar und die Welt scheint wunderbar. In diesen Augenblicken kann ich fliegen, träumen, und mehr Dinge fühlen und sagen als während der ganzen anderen Zeit. Diese harmonischen Konstellationen wiederholen sich immer wieder in einer unerbitterlichen Reihenfolge. Als ich ihn zum ersten Mal fühlte, versuchte ich, mich an diesen Moment zu klammern, damit ihr für immer dauerte. Aber so kam es nicht. Wie bei meinem alten Freund, der Uhr, entgeht auch mir die Zeit der anderen. Ist dieser Moment vorbei, setzen die anderen Uhren ihre Drehungen fort, und ich kehre zu meinem gewöhnlichen Zustand der Starre zurück. Zu meiner Arbeit, zu der Plauderei im Café, zu dem langweiligen Gang den ich gewöhnlich „mein Leben“ nenne. Aber ich weiß, dass das Leben etwas anderes ist. Ich weiß, dass das echte Leben jene Momente sind, die, wenn auch flüchtig, uns erlauben, uns in Einklang mit dem Universum zu fühlen. Fast alle glauben, dass sie leben. Und jene, die auf die Unvergänglichkeit jener Momente des Einklangs bestehen, sind dazu verdammt, für immer in der grauen Eintönigkeit des Alltags zu leben.
Deswegen liebe ich dich, alte Uhr, weil wir dasselbe sind. Du und ich.

Freitag, 12. Dezember 2008

Der Dattelpflanzer



Eine schöne Geschichte für den heutigen Tag.





In einer zwischen weiter Wüstenlandschaft verborgenen Oasis, machte ein wohlhabender Händler und sein Nachbar Hakim halt, um ihre Kamele zu tränken. Dort sahen sie einen Alten, der schwitzend im Sand scharrte.
„Wie geht es dir Alter, Frieden sei mit dir.“
„Mit dir auch“, antwortete dieser, ohne von seiner Aufgabe aufzuschauen.
„Was tust du hier, in dieser Hitze und mit diesem Stock in der Hand?“
Ich sähe“, antwortete der Alte.
„Und was sähst du hier, Alter?“
„Datteln“, sagte er und zeigte auf die Palmenbäume ringsherum.
„Datteln?“, sagte der eben Angekommene, und schloss die Augen wie einer, der eine große Dummheit mitleidig anhört. „Die Hitze hat dir das Gehirn beschädigt, mein lieber Freund. Lass das liegen und komm mit einen Likör und ein Glas Wasser zu trinken.
„Nein, nein, ich muss die Saat fertigmachen. Danach können wir, wenn du möchtest, zusammen trinken.“
„Ah, mein Freund“, sagte Hakim, „wie alt bist du?“
„Ich weiß nicht, siebzig, achtzig…. Ich habe es vergessen. Aber warum fragst du?“
„Schau, mein Freund, Dattelpalmen wachsen über fünfzig Jahre. Und erst als ausgewachsene Bäume können sie Früchte tragen. Ich wünsche dir nichts Schlechtes, mögst du 101 Jahre alt werden, aber es ist unmöglich, dass du die Früchte dessen erntest, was du sähst. Lass das sein, und komm mit.“
„Schau mal, Hakim, ich aß die Datteln eines anderen; einer, der auch nicht damit rechnete, die Früchte zu ernten von dem, was er sähte. Ich sähe heute, damit morgen jemand die Datteln essen kann, die ich heute pflanze. Und wenn es auch nur in Ehren jenes Unbekannten ist, lohnt es sich, die Saat zu Ende zu führen.“
„Du hast mich eine große Lektion gelehrt. Erlaube mir, sie dir mit einem Sack Goldstücken zu vergelten.“ Und Hakim legte einen Lederbeutel mit einigen Münzen in die Hand des Alten.“
„Ich danke dir diesen Lohn, mein Freund. Siehst du, manchmal passiert im Leben dies: du sagtest mir voraus, dass ich nicht ernten würde können, was ich sähte. Und trotzdem habe ich schon einen Münzbeutel und die Dankbarkeit eines Freundes geerntet.“
„Deine Weisheit versetzt mich in Erstaunen. Dies ist schon die zweite Lektion, die du mir heute schenkst. Die vielleicht noch wichtiger als die erste ist. Erlaube mir, dass ich sie dir vergelte.“
„Und manchmal passiert das“, kommentierte der Alte. „Ich glaubte, nicht ernten zu können, und habe schon zweimal geerntet.“
„Rede nicht weiter, Alter“, meinte Hakim, „wenn du mich weitere Lektionen lehrst, so befürchte ich, dass mein ganzer Reichtum nicht ausreicht, um es dir zu vergelten.“

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Mit den Augen der Liebe

Der Adventskalender geht weiter, heute mit dieser Geschichte:


Der König war in Sabrina verliebt, ein Mädchen aus bescheidenem Hause das er zu seiner letzten Frau gemacht hatte. Eines Tages, als der König bei der Jagd war, kam ein Bote um ihm mitzuteilen, dass Sabrinas Mutter krank sei. Obwohl es strengstens verboten war, sich des privaten Fuhrwerks des Königs zu bedienen, ein Vergehen, das mit dem Tod bestraft wurde, hatte sich Sabrina in die Königskutsche gesetzt, um zu ihrer Mutter zu eilen. „Ist das nicht wunderbar“, meinte der König, „das ist echte Liebe. Ihr machte es nichts aus, ihr Leben zu riskieren, um ihrer Mutter beizustehen. Sie ist wunderbar…“
An einem anderen Tag, als Sabrina im Garten saß und Früchte aß, kam der König zu ihr. Die Prinzessin begrüßte ihn und biss in den letzten Pfirsisch, die ihm Korb geblieben war. „Sie scheinen lecker zu sein“, meinte der König. „Sie sind es“, antwortete Sabrina, und gab ihm die Frucht. „Wie sehr sie mich doch liebt“, erzählte später der König, „sie verzichtete auf ihren Genuss, um mir den letzten Pfirsisch des Korbes zu geben. Sie ist wunderbar…“

Einige Jahre vergingen, und aus welchen Gründen auch immer verschwanden die Liebe und die Leidenschaft aus dem Herzen des Königs. Eines Tages, als er mit seinem besten Freund zusammensaß, sagte der König: „Sie verhielt sich nie wie eine Königin! Einmal trotzte sie meinem Verbot, meine Kutsche zu benutzen. Ich erinnere mich sogar, dass sie mir einmal eine angebissene Frucht zu essen gab.“

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Der schwangere Schmuck


Gestern gab es leider keine Geschichte, weil ich zu sehr mit meinen Prüfungen beschäftigt war. Dafür gibt es heute wieder eine Geschichte zum sich Amüsieren und Nachdenken. Wenn euch der Blog gefällt, sagt es weiter! Hier die Geschichte.


Einmal bat ein Mann seinen Nachbarn, ihm ein Schmuckstück zu leihen. Der Nachbar war nicht von sehr großzügiger Natur, aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich dazu verpflichtet. Vier Tage später hatte man ihm das Stück immer noch nicht zurückgegeben, und mit dem Vorwand, es zu brauchen, ging er zu seinem Nachbarn, damit der ihm seine Leihgabe zurückgab.
„Ich wäre beinahe zu Ihnen gegangen, weil die Entbindung so kompliziert war.“
„Welche Entbindung?“
„Die des Schmuckstücks. ... Ah, wussten Sie es denn nicht, Ihr Schmuckstück war schwanger.“
Schwanger??“
„Ja, ja, und in dieser Nacht hat es Nachwuchs bekommen. Sie brauchte Bettruhe. Aber jetzt fühlt es sich erholt.“
Bettruhe?“
„Ja, ja… einen Moment bitte.“ Er ging in sein Haus zurück und kam mit einem Krug und einer Pfanne zurück.
„Aber das ist nicht mir, nur der Schmuck.“
„Nein, nein, das ist alles Ihnen. Es sind die Töchter. Wenn das Schmuckstück Ihnen gehört, also auch die Kinder.“
Der Mann hielt seinen Nachbarn für völlig verrückt. Aber besser, ihm nach dem Mund zu reden. „Na dann, danke.“
„Nichts zu danken! Auf Wiedersehen.“

Der Mann ging mit dem Krug und der Pfanne nach Hause zurück. Am selben Abend klopfte der Nachbar wieder an seiner Tür. „Entschuldigen Sie, Herr Nachbar, könnten Sie mir eine Zange und einen Hammer leihen?“ Der Mann fühlte sich jetzt verpflichteter als früher. „Ja, natürlich, aber ich brauche sie auch.“
„Natürlich, natürlich“, antwortete der Nachbar. Und bekam die Zange und den Hammer. Es verging fast eine Woche, und als der Nachbar schon fast mit dem Gedanken spielte, das Verliehne zurückzufordern, klopfte der Mann an seiner Tür. „Ah, Herr Nachbar, wussten Sie denn nicht…“
„Was denn?“
„Dass die Zange und der Hammer… ein Paar sind.“
Was Sie nicht sagen!“ erwiderte der Nachbar ironisch. „Ich wusste das nicht.“
„Ich auch nicht. Aus Unachtsamkeit ließ ich sie einen Moment allein und… die Zange wurde schwanger.“
„Die Zange.“
„Jaja, die Zange…“
„Und jetzt ist sie schwanger…“
„Nein, nein, nicht mehr, die Kinder sind schon auf die Welt gekommen. Hier bringe ich sie Ihnen.“ Und er öffnete eine Schachtel und gab dem Nachbarn einige Nägel, Schrauben und Schraubenmütter, die, wie er sagte, die Kinder der Zange waren.
Der Typ ist doch vollkommen durchgedreht, dachte der Nachbar, aber Nägel und Schrauben kann man immer gut gebrauchen. Es vergingen zwei Tage. Der Nachbar erschien wieder vor seiner Tür.
„Als ich letztens bei Ihnen war, um Ihnen die Schrauben zu bringen, sah ich, dass Sie auf Ihrem Tisch einen wunderschönen Goldkrug stehen haben. Wären Sie so nett, ihn mir für einen Abend zu leihen?“
Der Besitzer des Goldkrugs spürte, wie es ihm in den Ohren klang. „Aber selbstverständlich“, sagte er mit falscher Großzügigkeit. „Vielen Dank, Herr Nachbar. Wir sehen uns!“ – „Auf Wiedersehen.“
Es verging dieser Abend, und auch der darauffolgende, aber er traute sich nicht, den Goldkrug zurückzufordern. Nach einer Woche konnte er seine Angst aber nicht unterdrücken und ging zu seinem Nachbarn, um von ihm schüchtern den Goldkrug zurückzufordern.
„Den Krug?“ sagte der Nachbar. „Ah, haben Sie es nicht mitbekommen?“„Was denn?“ fragte der Nachbar mit falschem Erstaunen.
„Das der Goldkrug schwanger war.“
„Ah ja?“
„Ja. Und das Schlimmste…“
Das Schlimmste?“
„Ja, ja, das Schlimmste. Er starb bei der Entbindung.“
„Wie das denn, er starb bei der Entbindung??“
„Ja, er starb bei der Entbindung.“
„Sagen Sie mal, Sie glauben wohl, ich sei dumm. Wie kann ein Goldkrug schwanger werden und bei der Entbindung sterben?“

„Herr Nachbar, Sie haben das gleiche für Ihr Schmuckstück, und für Ihr Werkzeug akzeptiert. Warum akzeptieren Sie jetzt nicht, dass Ihr Goldkrug bei der Entbinung gestorben ist?“

Montag, 8. Dezember 2008

Gesangwettbewerb



Die Arbeitswoche beginnt, und ich habe morgen Prüfungen... trotzdem hoffe ich, dass ihr einen Moment findet, um eine Geschichte zu lesen. Hier die heutige Geschichte des Adventskalenders:





Eines Tages kehrte ein Uhu, der bei den Menschen in Gefangenschaft gewesen war, in den Wald zurück. Dort erkärte er allen die Gepflogenheiten dieser so seltsamen Tiere. So erzählte er zum Beispiel, dass die Menschen in den Städten die Künstler nach Wettbewerben beurteilten. So erschieden sie, wer der beste in jeder Disziplin sei, in der Malerei, in der Zeichenkunst, in der Bildhauerei oder beim Gesang. Den Tieren gefiel diese Idee gut, und so wurde auf der Stelle ein Gesangswettbewerb organisiert, in dem sich schnell fast alle Anwesenden einschrieben. Unter Leitung des Uhus wurde entschieden, dass der Gewinner durch allgemeine und geheime Wahl aller Teilnehmer bestimmt werden würde, die so ihre eigenen Richter sein würden. So stiegen alle Tiere eins nach dem anderen aufs Podium und sangen, erhielten mehr oder weniger starken Applaus von Seiten des Publikums, und notierten danach ihre Stimme auf einem Stück Papier, das sie in eine große Urne warfen. Im Augenblick der Auszählung stieg der Uhu auf die improvisierte Bühne und, von zwei älteren Affen flankiert, öffnete er die Urne für die Auszählung. Einer der Affen holte die erste Stimme hervor, und der Uhu rief: „Die erste Stimme, meine Brüder, geht an unseren Freund… den Esel.“

Alle hielten still, bis einige zaghaft applaudierten. Zweite Stimme: „Der Esel.“ Dritte: „für den Esel.“ Allgemeine Verwirrung… die Wettbewerbsteilnehmer schauten einander an, zunächst überrascht, anschließend mit anklagendem Blick, und zuletzt immer beschämter und mit einem Schuldgefühl für ihr eigenes Verhalten. Alle wussten, dass es keinen schlimmeren Gesang gab das katastrophale I-Ah des Esels, trotzdem hatten ihn alle Stimmen zum besten Sänger gewählt. Und so kam es dazu, dass in der freien und geheimen Wahl unter Aufsicht von unparteiischen Geschworenen, das schiefe und schrille Geschrei des Esels den Gesangswettbewerb gewann.

Der Uhu erklärte später, was geschehen war:

Jeder Teilnehmer hielt sich selbst für den zweifellosen Gewinner und gab seine Stimme dem schlechtesten Mitschreiter, der angeblich keinerlei Bedrohung darstellte. Die Wahl war fast einstimmig. Nur zwei Stimmen gingen nicht an den Esel. Die des Esels selbst, der glaubte nichts zu verlieren zu haben, und aufrichtig für die Lerche gestimmt hatte, und die des Menschen, der, wie immer, für sich selbst gestimmt hat.

Sonntag, 7. Dezember 2008

Die Überquerung des Flusses

Schon Tag sieben! Hier die Geschichte für heute:


Es lebten einmal zwei Zenmönche, die auf der Rückreise zu ihrem Tempel einen Wald durchquerten. Als sie zum Fluss kamen, sahen sie dort eine Frau, die weinend am Flussufer saß. Sie war jung und hübsch. „Was ist mit dir los?“ fragt der ältere Mönch.
„Meine Mutter liegt im Sterben“, sagt die junge Frau. „Sie ist alleine zu Hause auf der anderen Seite des Flusses, und ich kann ihn nicht überqueren. Ich habe es versucht, aber die Strömung reißt mich weg, und ohne Hilfe kann ich den Fluss nicht überqueren. Ich dachte schon, dass ich meine Mutter nicht mehr lebend wiedersehen würde, aber jetzt wo ihr da seid, zusammen könntet ihr mir bei der Überquerung helfen…
„Wenn wir nur könnten!“ bedauerte der jüngere Mönch. Aber die einzige Art dir zu helfen wäre, dich über den Fluss zu tragen, und unser Keuschheitsschwur verbietet uns jeglichen Kontakt mit dem anderen Geschlecht. Es ist uns verboten. Es tut mir Leid.“
„Mir tut es auch Leid“, sagte die Frau und begann zu weinen.

Der ältere Mann blickte ihr in die Augen und sagte einfach: „Steig auf.“
So trug der alte Mönch die Frau auf seinen Schultern über den Fluss gefolgt vom jungen Mönch. Auf der anderen Seite näherte sich die Frau dem alten Mann, um ihm die Hände zu küssen. „Es ist in Ordnung. Es ist in Ordnung“, sagte er und zog seine Hand zurück. Die Frau verneigte sich dankbar und demütig, nahm ihre Kleider und lief den Weg zum Dorf hinunter. Die Mönche, ohne ein Wort zu wechseln, setzten ihren Weg in Richtung des Tempels fort. Es lagen noch zehn Stunden Fußweg vor ihnen. Kurz vor dem Ziel sagte der junge Mönch zum alten: „Du kennst besser als ich unseren Keuschheitsschwur. Dennoch hast du diese Frau über den ganzen Fluss getragen. Erklär mir dies.“
„So ist es“, sagte der alte Mönch, „ich trug sie über den Fluss. Aber was ist mit dir los, dass du sie immer noch auf deinen Schultern trägst?“