Donnerstag, 4. Dezember 2008

Der vergrabene Schatz

Geschichte Nummer fünf des Adventskalenders:
Es lebte einmal in der Stadt Krakau ein frommer und eigenbrötlischer alter Mann mit dem Namen Itzi. Mehrere Nächte hindurch träumte er, wie er nach Prag reiste, und auf einer Brücke über einem Fluss stand. Er träumte, dass unter der Brücke ein dicht belaubter Baum wuchs. Er träumte, wie er neben dem Baum einen Grube grub, und dass er in dieser Grube einen Schatz fand, der ihm Seligkeit und Ruhe für den Rest seines Lebens bescherte.

Zu Beginn beachtete er ihn kaum, aber als der Traum sich mehrere Wochen hindurch wiederholte, interpretierte er ihn als eine Nachricht, eine göttliche Nachricht, und er entschied, dass er diese Nachricht nicht missachten dürfte. Seiner Inutition treu belud er seinen Packesel für eine lange Reise und begab sich auf den Weg Richtung Prag. Nach 10 Tagen erreichte er die Stadt. Sofort begab er sich auf die Suche nach dem Fluss und der Brücke. Es gab weder viele Flüsse noch viele Brücken, daher fand er den Ort sofort. Alles war wie in seinem Traum; der Fluss, die Brücke, der Baum; hier war der Ort zum Graben. Aber er sah ein kleines Detail, das in seinem Traum nicht vorgekommen ist: die Brücke wurde Tag und Nacht von einem Wächter der königlichen Garde bewacht. Itzi traute sich nicht, in Anwesenheit des Soldaten mit dem Graben anzufangen, deswegen kampierte er neben der Brücke und wartete. Er wartete und wartete, und wartete, bis in der dritten Nacht der Soldat den Mann etwas verdächtig fand und sich ihm näherte, um ihn zu befragen. Der alte Mann hatte keinen Grund, ihn zu belügen, und so erzählte er dem Wärter, dass er aus einer sehr weit entfernten Stadt käme, weil er geträumt hatte, dass in Prag, unter einer Brücke wie dieser neben einem Baum wie diesem, ein Schatz vergraben lag. Der Wächter brach in schallendes Gelächter aus.
„So weit bist du für eine Dummheit gereist. Ich selbst träume seit über fünf Jahren jede Nacht, dass in der Stadt Krakau, unter dem Küchenboden eines alten Irren mit dem Namen Itzi, ein Schatz vergraben liegt. Sollte ich jetzt nach Krakau reisen, um den Schatz zu suchen?? Wie lächerlich das wäre!“
Itzi hatte begriffen, bedankte sich höflich beim Wärter und fuhr nach Hause zurück. Dann grub er eine Grube in seiner Küche und fand den Schatz, der dort schon immer vergraben lag.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schöne Geschichte! Der Schatz befindet sich doch sehr oft schon in unserer unmittelbarer Nähe. Wir müssen nur unsere Augen darauf einstellen.

Anonym hat gesagt…

Hallo Katharina, jetzt weiß ich, wo ich nach meinem Schatz suchen muss!